Assistenzgedanken von einer die gegen den Streik ist

Die Freizeitpädagog:innen wollen streiken. Das ist gut. Denn die Pläne der Grünen Bildungssprecherin Sibylle Hamann, bisher hauptsächlich als Tochter der brillanten Historikerin Brigitte Hamann in Erscheinung getreten, sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei.

Eine Matura soll zur Voraussetzung der Berufsausübung werden. Das mit der Verschulung hat ja schon im Pflegebereich super geklappt. Wo man mittlerweile eine akademisierte Ausbildung absolvieren muss, bei der man von Lehrer:innen unterrichtet wird, die selber teilweise 0 Praxis-Erfahrung haben. (Erzähl ich euch auf Nachfrage gern genauer aus persönlicher Erfahrung.) Gleichzeitig soll der bisherige Lehrgang, der auf die Praxis vorbereiten soll, zeitlich halbiert werden.

Auch der Kollektivvertrag soll geändert werden. Nämlich vom Sozialkollektivvertrag hin ins Gehaltsschema des öffentlichen Dienstes mit Gehaltseinbußen von bis zu 19 Prozent.

Die Grüne Bildungssprecherin reagiert auf Nachfrage verärgert. Weil, es geht ja nur um Entwürfe und nachdenken wird man ja wohl noch dürfen, auch wenns zum absoluten Nachteil aller Beteiligten ist. Dass sich die im Vorhinein gleich organisieren wollen, will man von Grüner Seite nicht akzeptieren. So geht’s ja nicht. Wie soll man denn die Leute mit unangenehmen Änderungen überrumpeln, wenn die sich darauf vorbereiten und dagegen wehren? Vor allem aber weiß Sybille Hamann, dass die vorgesehenen Änderungen bisher nicht „in Stein gemeißelt sind“ und deshalb brauchen die Betroffenen nicht so angrührt sein. Es ist ja nur zu ihrem Besten. Wie man auch am neuen Berufstitel gut hören kann. Bisher Freizeitpädagoge, ab der Änderung dann Assistenzpädagoge.

Wie wir aus der Deutschen Sprache wissen ist „Assistenz-“ ein Ausdruck der aufwertend gemeint ist. Und so soll ja auch dann die neue Rolle der Assistenzpädagog:innen aussehen. Sie sollen als „Zweitlehrkraft“ im Unterricht eingesetzt werden und den Erstlehrkräften assistieren. Ein Aufstieg wie er im Buch steht. Zumal das ja weitergedacht auch bedeutet, dass sich die Grüne Bildungssprecherin nicht mehr so viele Gedanken über den Lehrermangel machen muss. Denn wenn mal jemand fehlt, dann springt halt die Assistenz ein und wir sparen es uns die teuren Erstlehrer einzustellen, die uns mittlerweile massenhaft fehlen.

So geht Politik, es geht weniger um das Bohren harter Bretter, als vielmehr um das Stopfen großer Löcher. Dass vielleicht ab und zu das ganze Brett (der Bildungspolitik) ausgetauscht gehören würde, ist eine Erkenntnis, die sichtlich gerade Menschen schwerfällt, die ihre Karriere dem bildungsbürgerlichen Professoren-Haushalt verdanken, in dem sie aufgewachsen sind.

Aber vielleicht würde Frau Hamann ja gerne selber mit gutem Beispiel vorangehen und als Assistenzbildungssprecherin, für weniger Gehalt als bisher, zusätzlich zu ihrer bisherigen Tätigkeit, dem Wiener Stadtschulrat zur Hand gehen und dabei behilflich sein, dringend benötigte und voll bezahlte neue Lehrer:innen zu finden.

Ich glaube das nicht. Und ich glaube auch nicht, dass die Grünen, was gelebte Demokratie betrifft, noch irgendwie einen Fuß auf den Boden der Tatsachen bekommen. Streiken ist ein verfassungsmäßiges Recht, das über Artikel 11 EMRK und Artikel 8 des UN-Sozialpaktes, dem Österreich beigetreten ist, garantiert ist. Zu diesem Recht gehört auch Kampfmaßnahmen setzen zu dürfen.

Da Frau Hamann in ihrer Bewertung den Streik als „unverantwortlich“ bezeichnet, versucht sie eine moralistische Kategorie auf ein demokratisches Grundrecht zur Anwendung zu bringen, mit dem Ziel den Streik zu delegitimieren. Das ist die Sprache der demokratischen Herrschaft, der verklausulierte Angriff mittels moralischer Begriffe auf die rationalen Rechte der Menschen.

Außerdem löst die Wortwahl bezüglich der Verantwortung der Pädagog:innen einen besonderen Widerwillen in mir aus. Was, wenn nicht unverantwortlich, ist diese Politik, die überall nur mehr Sparpotentiale verwirklichen, Berufe abwerten und die Qualität der Schulen für die Kinder mindern will? Ich spiele also das Meme einfach an die (Assistenz-)Bildungssprecherin mit dem Nationalratsgehalt zurück. Bitte denk doch mal an die Kinder und nicht nur an neoliberale Agenden.

Streiken ist gut. Vielleicht inspiriert es ja andere auch zum Streik. Denn, wenn wir schon in einer Arbeitswelt leben müssen, dann sollten wir die viele Zeit, die wir darin verbringen müssen, so teuer wie möglich verkaufen!