Der Tiroler Subtyp

Gehst du gern Skifahren? Lieber als ins Theater? Ich frag nur, weil offensichtlich muss man sich momentan entscheiden.

Kann man in Österreich leben und gegen Skifahren sein? Kann man das überleben? Oder anders gefragt: Überleben wir das Skifahren?

Skifahren ist in Österreich ein Menschenrecht und zeigt auch symbolisch, was Menschen in der Freizeit gerne haben wollen: Ein Ringelspiel. Alle gemeinsam in die Gondel, möglichst eng. Dann in den Sessellift. Oben dann die absolute Freiheit! Gemeinsam mit den 60  Menschen aus der Gondel und den 20.000 Menschen die schon da sind. Mit allen gemeinsam die Piste runter bis zum nächsten Lift und alle gemeinsam wieder hinauf. Und dann zu weichgekochten Spaghetti auf die Bergstation, als Nachspeise ein Schokosnack und Skiwasser dazu nicht vergessen. Die Wagemutigen beginnen da schon mit dem Bier und legen sich in der langen Unterhose auf die Sonnenstühle. Aber runter fahren alle wieder dieselbe Piste. Und so geht’s immer im Kreis, bis es Abend wird, oder die Jägertees ihre Wirkung tun und dann geht’s erstmal zum Aprés Ski im Tal. In der „Bar zur gequetschten Brust“ oder „Zum luftigen Ski Overall“ oder eben ins Kitzloch. Wo dann wieder alle gemeinsam saufen und sich im Kreis drehen. Zur Musik von den Ursprung Buam, aber nicht im Original! Originale kennt die Hüttengaudi nicht, alles wird im stromlinienförmigen Universaltechno Remix von DJ Hüttenprinz oder so immer mit dem selben Beat zusammengesteckt. Wenn man Glück hat, kommt man noch in die Pension Biberzahn gewankt und kann im Foyer das ausgestopfte Murmeltier umarmen. Und dann die quietschende Holztreppe hinaufkriechen, ohne über den Spannteppich zu stolpern. Wer´s bis dahin schafft, der kann beruhigt schlafen, denn der nächste Tag kommt bestimmt und das Murmeltier wartet schon um die Ecke vom Frühstücksbuffet.

Und weil uns das Skifahren so wichtig ist, haben wir vor einem Jahr eine europaweite Pandemie in Kauf genommen. So, wie das Skilift-Karussell hat sich das Pandemie-Karussell einmal herumgedreht und jetzt kann sich alles wiederholen.

Letztes Jahr waren an den fatalen Fehlentscheidungen, die uns das Schlamassel eingebrockt haben, maßgeblich die subtypischen Tiroler Herren verantwortlich, die dort dank Wirtschaftspartei („Österreich erleidet stärksten Wirtschaftseinbruch in der EU.“) schalten und walten können, wie sie wollen.

Aber weil diese Subtypen halt eine Untertype des gesamtösterreichischen Haupttypen sind, sind sie dann nicht zurückgetreten. Weil besonders die Typen, die richtig grauslich danebengreifen mit ihren politischen Entscheidungen, treten im gesamtösterreichischen Fall nicht zurück. Typisch. Die sind also alle noch da und dürfen dieselben auf Gier, unreifem Egoismus und Ignoranz basierenden Entscheidungen wieder treffen. Und so kommt auf uns eine weitere Fahrt mit dem Ringelspiel der österreichischen Gesamtblödheit zu, nur dass sie diesmal wahrscheinlich ungleich tödlicher ausgehen wird, als letztes Mal.

Aber etwas ist doch anders in diesem Jahr: der Seilbahnchef im Pongau ist bereits vorgeimpft worden.

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