Unter Herausgeberinnen. Kein Empfang du Sau: A self fulfilling prophecy

Stefan: Hast du gewusst, dass die Simpsons mit der Folge „Marge in Chains“ das gesamte Repertoire des Jahres 2020 prophezeit haben? In der Folge kommt eine asiatische Grippe vor, die sich über die Luft verbreitet, Killerhornissen, die sich auch über die Luft verbreiten, ein Mob der Statuen aus politischen Gründen stürzt und ein Mob der daraufhin plündert. Ja und Marge muss ins Gefängnis, weil sie unabsichtlich etwas aus dem Kwik-E-Mart stiehlt. Aber das passiert ihr nur, und da sind die Simpsons auch Propheten, weil sie ihre gesamte kranke Familie pflegen muss. Also sie wird als einzige nicht krank und kümmert sich um alles. Und während sie im Gefängnis ist, kommen die Leute der Gemeinde drauf, wie wichtig ihr Beitrag für alle immer war. Und sie sagen das auch wörtlich. So in etwa, „Leider können wir den Schulausflug nicht machen, weil uns die 15,50 Dollar fehlen, die wir beim Wohltätigkeitsbacken immer durch Marges Kuchen reinkriegen.“

Ela: Ja, aber in der nächsten Folge ist alles wieder vergessen, Marge macht weiterhin was sie macht, aber keine Sau interessiert es. Dann dürfen Frauen sich wieder solidarisch opfern, aber bitte im Stillen. Dann sollen sie anderen Zuliebe ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen, weil daran sind sie eh gewöhnt, damit sich alle wohler fühlen. Stell dir vor Frauen würden wegen jedem Furz Amok laufen, oder besser: misandrische Terroranschläge verüben, wie beispielsweise das Incel-Vorbild Elliot Rodger und davor schicksalsschwangere Videobotschaften hochladen, in der sie die Ungerechtigkeit anprangern, dass Männer einen eigenen Kopf haben, nicht nur Frauen. Oder einfach weil sie PMS haben. Stell dir vor nach Morden, oder jeder Gewalttat, verübt unter dem Einfluss von PMS, würde es heißen „Naja, kannst nichts machen. Sind ja die Hormone. Girls will be Girls. Das ist halt ihre Natur. Hätten sie halt Männer mieten sollen, denen sie eine in die Goschn hauen, einmal im Monat, wäre das legal, wär das nicht passiert. Irgendwo muss man seine Bedürfnisse ja befriedigen.“ Und bei Körperverletzung würde man ihre Opfer fragen: „Haben Sie ihr vielleicht das Gefühl gegeben, dass sie raufen wollen? Haben Sie eventuell provokativ geschaut?“ Entschuldige, mir geht’s grad ein bisschen durch! Was ich sagen will, unsere Gesellschaft baut ja darauf auf, dass sich ein Teil der Bevölkerung opfert, zum Wohle des anderen Teils – wobei das natürlich nicht nur Frauen betrifft, aber ich will nicht zu weit ausholen. Prostitution ist ja auch so ein Thema, aber nicht in dem Sinne wie das viele glauben. Ein Teil der Frauen soll sich ja opfern, zum Wohl aller Frauen, damit sie nicht vergewaltigt werden, so das Narrativ. Tatsächlich opfern sie sich aber nicht für das Wohl aller Frauen, Vergewaltigungen geschehen doch weiterhin. Sie opfern sich für das Narrativ selbst. Denn eine Gesellschaft in der Frauenkörper zum sexuellen Gebrauch gekauft werden können, und das geschieht vorwiegend durch Männer, ist eine Gesellschaft die davon ausgeht, dass ebendiese Frauenkörper dem Mann zur Verfügung zu stehen haben, unabhängig davon ob es sich um Prostituierte handelt oder andere Frauen, eine Gesellschaft in der Männer sich nicht unter Kontrolle zu haben brauchen, wenn es andere Möglichkeiten gibt. Und in letzter Konsequenz müssen dann halt die Frauen sich unter Kontrolle haben, oder werden unter Kontrolle gehalten. Es ist ja nicht so, dass Frauen keine sexuellen Bedürfnisse haben, teilweise, je nach Zyklusphase, sind diese sogar recht stark ausgeprägt und schwer zu bändigen. Aber dennoch schaffen sie es irgendwie, sich zusammen zu reißen. Bei Männern soll das aber eine unmögliche Aufgabe sein? Erzählt mir doch bitte keinen Schwachsinn. Wenn Frauen es schaffen, dass sie nicht einmal im Monat Unbekannte bespringen oder ermorden, muss das auch von einem Teil der Bevölkerung zu erwarten sein, von dem einige Vertreter bis heute behaupten der vernunftbegabtere zu sein.

Aber der übt sich lieber in stellvertretender Großzügigkeit, wenn es um Dinge geht, die ihn persönlich nicht betreffen. Wenn es zb. darum geht stellvertretend von Frauen zu verlangen solidarisch Kopftuch zu tragen oder die Selbstidentifikation von Genderidentität inklusive rechtlicher Konsequenzen offiziell durchzusetzen, was dann wiederum die Möglichkeit mit sich bringt, dass auch Menschen Zutritt zu geschützten Frauenräumen erlangen, denen es nicht um das Wohl von Frauen geht. Simone de Beauvoir hat ja bereits festgestellt, dass die Frau immer als das Andere gegolten hat. Das ist ja gerade die Ironie, weil im biologischen Sinne ist eigentlich die Frau der Standard und der Mann das Andere. Vielleicht sollte man sich etwas besinnen, kollektiv Demut walten lassen, sich erst einmal mit der Realität konfrontieren und akzeptieren dass das männliche Geschlecht eine genetische Mutation ist. Natürlich kann das einige Minderwertigkeitskomplexe auslösen, und weil ich schon so Freudianisch meine Assoziationen frei fließen lasse – der war ja bekannt dafür, dass er seine Theorien eher locker aus der Hüfte geschossen hat – frage ich, könnte dieser Minderwertigkeitskomplex aus der unterbewussten Erkenntnis des eigenen Status als Mutation des weiblichen Geschlechtes, dann den Wunsch befeuert haben sich den Standardstatus anzueignen und der Frau den Status der Anderen zuzuschreiben? Könnte man nicht sagen: Frauen sind. Männer versuchen zu werden?

Stefan: Du hast dich da mitten zwischen deinen besten Sätzen kurz entschuldigt. Das find ich gar nicht nötig. Wir machen ja nicht im Wortsinn etwas Seriöses, wie das Wissenschaftler machen. Oder Bischöfe, oder Installateure. Wir haben keinen Chef der uns sagt, dass es jetzt so sein muss. Kein Paradigma von Kuhn, keinen Gott, keinen Oberinstallateur der die Regeln macht für die Rohrzangen. Das dürfen wir nicht haben, weil sonst gibt’s keine Pointe. Und es ist halt mal so, dass Frauen sich zivilisatorischer verhalten als Männer. Sieht man ja auch an den Leuten die von sich behaupten Wissenschaftler zu sein und am Ende des Tages dann doch nur Sexisten und Verschwörungsgläubige sind. Unser Job ist sowas wie Magie. Wir brechen die Regeln mit unerhörten Mitteln.

Ela: …oder wie ein anderer Pseudowissenschaftler, Axel Stoll der alte Antisemit, zu Lebzeiten gesagt hätte, Physik durch Wollen. Nur, dass wir oft zwar Wollen, die Magie aber nicht. Jetzt interessiert uns aber genau das, Leute wie Stoll aufzublattln, die momentan ja mit ihren Verschwörungstheorien nur so aus den modrigen Kellern der Unvernunft hervorkriechen. Und da fahren wir mit unserer Kritik rein, nicht weil wir uns für besonders kompetent halten den Leuten die Welt zu erklären, sondern weil wir nicht anders können, als zu versuchen sie uns selbst zu erklären. Es ist eine Art Familienaufstellung für sozialmedial Geschädigte.

Stefan: Wie würdest du soziale Medien beschreiben?

Ela: Es war einmal ein Facebook. Und Menschen wollten Krieg.

Stefan: Warum ist das so?

Ela: Facebook ist voll mit Menschen über dreißig, die ihr Drama ins Internet mitnehmen.

Stefan: Das ist ein gutes Stichwort. Es wird ja so viel sichtbar momentan. Moderne Zeiten brechen aus. Weil man jetzt alles live sehen kann. Wie die Menschen denken und wie sich ihre Gedanken entwickeln. Oder besser gesagt Rückabwickeln. Die Gedankenregression wird live über die sozialen Medien übertragen. Faszinierend.

Ela: Es ist auf jeden Fall ein reicher Fundus an Blödsinn, den man nur noch ausheben muss. Und ich hab ein Faible für Blödsinn, das geb‘ ich zu. Daher arbeite ich mich schon seit Jahren an dummen Analogien ab. Und ich kann ja nichts wegwerfen, da ist es mir zu Schade drum – ich bin Facebook-Messie – deshalb haben es einige auch ins zweite Buch geschafft.

Stefan: Ahja, das Buch. Das verlangt schon einige Fähigkeiten von uns und von den LeserInnen. Kritik gibt’s nicht ohne Kritikfähigkeit. Und die muss immer neu erarbeitet werden. Unsere gesellschaftliche Kommunikation ist zwar voll mit Anspielungen und Witzen, aber Kritik ist da eigentlich nicht dabei. Der Kogler kritisiert den Kurz eigentlich nicht. Oder wer kritisiert den Mahrer, wenn er wiedermal versucht aus Arbeitslosen Menschen ohne Würde zu machen? Also natürlich die zuständigen Sozialpartner usw. Aber das gilt ja eigentlich nicht.

Ela: Oder wenn so ein Metaller-Chef laut überlegt ob man nicht Mehrarbeit ohne Lohnausgleich durchboxen könnte und am besten gleich auch das 13. und 14. Monatsgehalt abschaffen, weil es unzeitgemäß ist.

Stefan: Vor allem find ich‘s immer so super, wenn Leute, die mit dem Gehalt von ihren Angestellten wahrscheinlich nicht einmal frühstücken gehen könnten, denen dann so Empfehlungen geben, was man grad machen müsste und dass sie halt sparen müssen usw….

Jedenfalls sieht man schon, aufmerksam machen, kritisieren, Bewusstsein schaffen ist sauzach und es interessiert keine Sau, aber wenn man‘s nicht macht ist man eine Sau. Ich glaub das ist die Dialektik von dem. Dialektik jetzt im Sinn von Sokrates. Also durch heftige immerwährende Gegenrede irgendwann zur „Wahrheit“, zumindest irgendeiner Wahrheit zu kommen. Empfang hat man deswegen noch nicht. Aber man lernt vielleicht Leute auf Facebook kennen.

Ich schweif jetzt ab: In dem Satirebuch „Wörterbuch der Marxistisch-Leninistischen Philosophie“ von Alfred Kosing, dass der Dietz Verlag noch 1987 herausgebracht hat, wird Dialektik viel weiter gemacht. Da geht’s um Entwicklungsgesetze von Natur, Gesellschaft und Denken. Das wär jetzt bissl viel für so einen einzelnen Kritiker oder Gegenredner. Und vor allem unter Gesetzen lässts sich ja nicht so leicht denken wie manche glauben. Vor allem, wenn der „IX. und der X. Parteitag der SED“ die „Philosophen“ dann wörtlich dazu auffordert sich „in diesem Sinne“ auf die „intensivere Erforschung der Dialektik“ hinzuorientieren. Eine kleine Aufforderung an die Philosophen, von politischer Seite, doch bitte mal richtig zu denken, verzeichnet im Wörterbuch. Das ist ein netter Touch. Ein linker Todeshauch, der über dem Denken weht. Soll man überhaupt noch links sein?

Ela: Das Schwierige ist ja für mich, wenn ich dann draufkomm, dass ich ja doch weiterhin links bin, und dann ärger ich mich besonders über den Blödsinn, den manche in der österreichischen Kulturlinken verzapfen. Die du (Stefan) ja einmal als die schäbigste Linke der Welt bezeichnet hast. Wenn es dann diesen Fetischismus für ebenso schäbige kanadische Linke wie Justin Trudeau gibt, oder die Amerikanerin Alexandria Ocasio-Cortez. Bei denen man dann als progressiv bezeichnet, was man hier als rechts niederbrüllen würde, wie zb die Einwanderungspolitik bei Trudeau. Aber dann erkennt man eh recht schnell, dass es auch bei denen nur um ein paar Slogans geht um das Bingo zu füllen. Und natürlich ärgert man sich mehr über den Blödsinn aus den eigenen Reihen. Weil an der FPÖ haben wir uns bestimmt schon seit Jahrzehnten abgearbeitet. Und von denen erwarten wir nicht wirklich etwas und bei den Sachen die wir von ihnen erwarten, werden wir nur selten enttäuscht.

Stefan: Die FPÖ enttäuscht so gut wie nie. Ich fand den Trinkwettbewerb von Strache und Nepp den du dokumentiert hast sehr nett. Da sieht man auf einem Bild die ganze FPÖ und man hat eigentlich keine Fragen mehr.

Still a better love story than Twilight

Der FPÖ geht’s ja viel ums Eigentum. Also um das ihrer Spitzenpolitiker. Da wird sehr viel umgesetzt, die bemühen sich. Aber uns geht’s nicht ums Eigentum, oder? Das können die Leute vorerst behalten. Uns geht’s um den Alltag. Um dieses Aufstehen im kalten Todeslicht der Weckerlampe und dieses Kaffee reinzwingen, die wunde Kehle hinunter und das weinende U-Bahnfahren und das Schluchzen beim Weg in den Lift im Büroturm. Das ist doch auch ein Teil von der ganzen unangenehmen Angelegenheit des täglichen Lebens. Ich hab immer gehört der Markt regelt das, aber gerade das regelt doch der Intervall der Öffis und die Ampelschaltung und meine Geldbörse (bei der Kaffee-Tschick Question) und meine relative Nähe zum Office oder wie ich geschlafen hab. (Mehr Yoga, weniger Tschick. Vielleicht podologische Einlagen. Ein gutes Nackenkissen.) Da kann man natürlich sagen, es geht ums Geld und die Wirtschaft bringt irgendwie magisch das Geld daher. Aber bringt die Wirtschaft auch den Chef, der sexuell anzügliche Witze macht, wenn er drauf Lust hat? Oder ist da wieder nur das Individuum schuld? Weil bei den guten Sachen, Gleichberechtigung, Wahlrecht, Personenfreiheit, „Fortschritt“, die ja eigentlich Errungenschaften der radikalen Demokraten (im 19. Jahrhundert, dazu gehören Marxisten auch übrigens) und nicht „des Kapitalismus“ waren, da bimmelt immer die Kapitalismusglocke hab ich das Gefühl. Die bimmelt immer, wenn man über heute erkämpfte Rechte spricht (zb. Wahlrecht) und reklamiert einen politischen Vorgang für die Ökonomie. So als hätten die Sklavenhändler, die sehr gut kapitalistisch gewirtschaftet haben die längste Zeit, ohne politischen Druck aufgehört mit der Sklaverei. Fast so als glaubten die das wirklich: Erzwungene Gratisarbeit von Sklaven ist ja schon deshalb im Kapitalismus nicht mehr möglich, weil es sich gar nicht auszahlt. Da verdient ja niemand was dran. Vor allem seit der Kapitalismus noch kapitalistischer geworden ist, gibt es ja so gut wie niemanden mehr der Gratis arbeiten muss oder so wenig verdient, dass er trotz mehrere Jobs arm bleibt.

Ela: Deswegen bittet beispielsweise der Thalia auch ganz zahm seine Angestellten aufgrund von Corona zu Weihnachten gratis Überstunden zu machen. Fragen kann man ja mal.

Stefan: Auch die Kinderarbeit ist ja vollständig vom Angesicht der Erde verschwunden seit es überall den freien Markt gibt. Die Globalisierung hat ja bekanntermaßen auch die Sklaverei völlig abgeschafft. Vor allem in Bezug auf Human Trafficking nach Europa zur Zwangsprostitution oder im Fall des Sklavenhandels von Afrika nach Arabien. Das gibt es ja alles nicht mehr.

Wobei es stimmt schon, im Wörterbuch der Marxistisch-Leninistischen Philosophie steht ein Haufen Schwachsinn drinnen, der uns sicher niemals weitergebracht hat. Das Frauenbild des Kathedermarxismus ist jedenfalls ein Schas. Das Kapital ist ja Hauptwiderspruch, also kann die Versklavung von Frauen weltweit nur ein Nebenwiderspruch sein und damit irgendwie nicht so wichtig. Das lebt mancher 68er ja bis heute. Aber wart ich hör grad wieder die Glocke. „Ding Ding!“, wieder was erreicht durch den freien Markt, der so frei ist, dass er alles regelt.

Aber eine Regel halten wir bei der halbwertszeit jedenfalls eisern ein: Nichts ist einfach. Wir schaffens ja schon seit Monaten nicht den Blog aufzusetzen. Also es scheint nicht möglich zu sein. Ich glaub das Internet hasst uns, weil wir es durchschauen.

Ela: Ich glaub wir haben keinen Empfang, du Sau. Ich habe eigentlich eine recht gute Beziehung zum Internet, wenn auch ungesund. Nur dieser Blog will und will nicht, selbst wenn wir wollen. Dabei wär der so wichtig, um uns unsere eigene Seilschaft zu bauen, damit wir dann zu unseren Veranstaltungen der österreichischen Tradition entsprechend immer nur dieselben Leute einladen können und uns damit selbst feiern.

Stell dir vor, unser erstes Buch ist direkt, nach mehr als zwei Jahren Produktionsdauer, zielsicher ins Corona-Loch geschossen worden. Ich glaub das Buch existiert gar nicht. Die einzige Person die es in freier Wildbahn, bei Morawa, zu Gesicht bekommen hat, hatte keine Möglichkeit ein Foto davon zu machen, weil der Handyakku just in diesem Moment leer war. Es ist ein Mythos. Leider ein sehr unbekannter.

Und auch die anderen Projekte hängen noch in den Seilen. Unsere Parteigründung zb, die wir erwägt haben, damit wir auf Parteikosten teuren Wein saufen können. Dann würde der Stefan sicher sogar überlegen nochmal mit Rotwein anzufangen, wenn er sich die Histamin-Tabletten über die Partei abrechnen lassen könnte.

Stefan: Sobald ich eine Partei finde die mich bezahlt, bin ich raus hier. Ich weiß jetzt aber nicht wo ich hingehen würde. Schirch ist es ja mittlerweile überall. Vor Antisemitismus ist man nur mehr auf dem Mond sicher, hat die Hannah Arendt mal geschrieben. Ich frag mich immer woher sie das wußte. Damals gabs den Mond ja noch gar nicht in der Form wie heute. Dass man eine Mondbasis plant aus mondeigenem Beton und sich vorstellt wie man dort die Moonforce aufmarschieren sieht vom Donald. Ich denk immer an Moonraker den James Bond Film. Da gabs die ganzen Irren dann auch am Mond und am Ende vom Film fliegen sie mit Weltraum Jetpacks herum und erschießen sich gegenseitig mit Laserkanonen. Da war sicher mindestens ein Antisemit dabei. Also Arendt widerlegt im Endeffekt. Vielleicht hat sie ja kurz bevor sie das geschrieben hat mit ihrem Gspusi Martin Heidegger telefoniert und war noch ganz seinsdurchdrungen, wie ein Mondkalb.

Trinkst du Kaffee?

Ela: Selbstverständlich.

Stefan: Siehst, ich nicht. Ich hab nie Kaffee getrunken in meinem Leben. Ich glaub sowas wollen Menschen wissen. Ob einer Kaffee trinkt, oder nicht. Die Seiten die am besten gehen sind solche wo Leute sich Filme anschauen und darauf „reacten“. Sind einfach zu produzieren und wissen muss man auch nichts, weil die Zuschauer wollen ja keine Fachmeinungen, das wär zu viel. Sie wollen authentische Reaktionen. Also Lachen, Weinen, Schauen. Vor allem Schauen sieht man sehr oft bei sowas.

Ela: Schaust du dir sowas an? Ist das die Fortsetzung von diesem Voyeurismus der Reality-Formate?

Stefan: Ich schau einen Menschen, der Spiele durchspielt. Der ist meine Youtube-Familie. Er gibt mir Geborgenheit in stürmischen Nächten. Aber sonst schau ich natürlich nur knallharte Politikformate. Wir könntens uns auch einfacher machen. Sollen wir hier eine Kolumne machen in der wir Bücher empfehlen? „Mein Lieblingsbuch der Woche.“ „Mein Reiseführer des Jahres.“ „Mein Kochbuch der Minute.“ Können wir überhaupt drüber reden, was wir im Blog machen wollen und was wir dann nicht machen werden?

Ela: Das ist unser Spielplatz, wir können prinzipiell machen was wir wollen. Aber eine Regel sollte es geben, schreiben nur im Bademantel.

Stefan: Ist ein Bademantel ein Statement? Ich hab letztens einen Artikel gelesen der Hugh Hefner lobt, weil er angeblich Homeoffice erfunden hat. Der hatte immer seinen Bademantel an und manchmal eine Kapitänsmütze auf, glaub ich. Ist auch ein Statement, oder? Aber der hatte auch ein Schwimmbad und einen Garten zum Grillen und musste nie selbst einkaufen. Vielleicht ergibt sich das mit der Badebekleidung dann von selbst. Wenn das Wetter passt.

Die Werbung in den Playboys aus den 1970er Jahren ist toll. Überhaupt war das eine große Sache damals. Die Playboys waren das Internet. Im Leserforum schreiben berühmte Schriftsteller, Politiker, Professoren usw. alle ihre Meinungen zu Playboyartikeln und überhaupt gibt es sehr viele Leserbriefe mit teilweise völlig wahnsinnigen Anfragen oder Aussagen. Ich such das raus, wenn es jemanden interessiert. Ich mach eine Kolumne im Blog über den Playboy der 1970er Jahre. Im Bademantel.

Was hast du für einen Bademantel?

Ela: Mehrere. Einen aus Fleece, einen aus Frottee, einen Morgenmantel aus Satin. Je nach Laune, Wetter und Anlass, kann ich den passenden Bademantel vorweisen.

Stefan: Wow. Ich hab nur einen. Der ist geerbt. Sieht aus wie schwarze Seide, aber ist irgendein Poly und er hat ein asiatisch anmutendes Muster hinten drauf. Sehr geschmackvoll. Aber gut für den Sommer. Welchen würdest du am liebsten im Internet sehen wollen?

Ela: Von mir? Geh ma Partnerlook, ich nehm auch den Satinkimono.